Mit dem Ausbau von volatilen Stromerzeugern wie Windkraft und Photovoltaik sowie dem steigenden Anteil an elektrischer Energie an der Endenergie im Zuge der Energiewende steigt der Bedarf an Flexibilisierung im österreichischen Stromsystem. Damit sollen Produktionsspitzen intelligent genutzt und elektrische Energie zu den Lastspitzen verschoben werden. Eine Studie im Rahmen eines kollaborativen Projekts zwischen der Austrian Power Grid, Photovoltaic Austria, der TU-Graz und d-fine Austria modelliert unter der Annahme einer dekarbonisierten Stromversorgung, dass bis 2040 in Österreich der tägliche Verlagerungsbedarf von Strom auf das Sechsfache und der saisonale auf das Doppelte steigen wird.
Damit die Stromversorgung weiterhin stabil und verlässlich bleibt, benötigt man verbesserte Flexibilität über zwei Wege: über die Integration von zusätzlichen Energiespeichern und über den Ausbau des internationalen Stromnetzes. Die Studie kommt zum Schluss, dass in Österreich bis 2040 ca. 8,7 GW an Batteriespeicherleistung benötigt werden, davon 2,7 GW Großspeicher und 6 GW dezentrale Kleinspeicher; die aktuell verfügbare Batteriespeicherleistung beträgt etwas mehr als 1 GW. Pumpspeicherkraftwerke bleiben auch weiterhin essenziell. Bis 2040 soll im Vergleich zu heute etwa die doppelte Menge an elektrischer Energie mit den Nachbarländern ausgetauscht werden, wofür ein entsprechender ambitionierter europäischer Netzausbau notwendig ist.
Die Umsetzung dieser Maßnahmen würde auch die Resilienz des österreichischen Stromnetzes gegenüber Extremereignissen erhöhen. Durch Stromimporte, das Zuschalten von thermischen Kraftwerken und gezieltes Lastenmanagement kann jederzeit eine stabile Versorgung gewährleistet werden. Außerdem ist beim Ausbau erneuerbarer Energie darauf zu achten, dass verschiedene Technologien zu verschiedenen Zeiten des Jahres als guter Mix das Stromsystem zusätzlich resilient machen und damit Versorgungssicherheit gewährleisten. Aus wirtschaftlicher Perspektive ist eine Flexibilisierung außerdem wichtig, da volatile Stromproduktion auch volatile Preise zur Folge hat. Bei fehlender Anpassung des österreichischen Netzausbaus würden die Stromkosten bis 2050 um 1,3 Cent/kWh steigen, wodurch jährliche Mehrkosten von 1,6 Mrd. Euro entstehen.
Eine vollständige erneuerbare Energieversorgung ist also auch während Extrem(wetter)ereignissen realisierbar, doch das Energiesystem muss dazu weiter flexibilisiert werden. Der kosteneffiziente Weg ist eine ganzheitliche Koordination der Energietransformation über alle Sektoren hinweg.
Quelle: Austrian Power Grid 2025: Flexibilitäts- und Speicherbedarf im österreichischen Energiesystem