Fachdialog Kommunale Wärmepläne, 15.11.2023
 
 
 

FACHDIALOG | 15. November 2023 | Reitersaal, WIEN

Der Erfolg der Wärmewende als eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre im Einsatz für Klimaneutralität und die Sicherheit und Leistbarkeit der Energieversorgung steht und fällt mit den passenden Zielen, Rahmenbedingungen und Instrumenten. Und er braucht die Kommunen als Orte der ganz konkreten Transformation.

Davon ausgehend lud der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich zum „Fachdialog Kommunale Wärmepläne“, um gemeinsam mit nationalen sowie Expert*innen aus Dänemark und Deutschland jenes Instrument genauer zu beleuchten, das den Transformationsprozess hin zu einer nachhaltigen Wärmeversorgung mit der erforderlichen Dynamik versehen und dabei helfen könnte, für die notwendige soziale Balance sowie die Akzeptanz in der Bevölkerung zu sorgen: Die kommunale Wärmeplanung.
Kommunale Wärmeplanung dient insbesondere der Übersetzung nationaler Klima- und Energieziele auf die kommunale Ebene.  Sie ist wichtiges strategisches Planungsinstrument für eine Kommune, um auf Basis einer detaillierten Bestands- und Potenzialanalyse die Wärmeversorgungsstruktur und die Wärmenachfrage räumlich darzustellen. Mit ihr kann der Einsatz erneuerbarer Energie in der Wärmeversorgung systematisch geplant und umgesetzt werden.

Mit Beispielen kommunaler Wärmeplanung aus Dänemark, Deutschland und - für Österreich - aus Salzburg, der Steiermark und Wien wurde erörtert, welche Vorteile und Effekte dieses Instrument mit sich bringt und wie es auch in Österreich flächendeckend etabliert werden könnte.
Während im Vorreiterland Dänemark bereits seit 44 Jahren kommunale Wärmeplanung praktiziert wird, hat das wichtige Nachbarland Deutschland heuer ein „Heizungsgesetz“ verabschiedet und ist derzeit dabei über ein bundesweites Wärmeplanungsgesetz zu entscheiden, das ab Januar 2024 in Kraft treten soll. Patrizia Renoth betonte in Ihrem Einblick in dänische Wärmeplanung, dass es eine klare Zielsetzung für die Wärmeversorgung einer Kommune braucht und dafür kommunale Wärmepläne erarbeitet, ebenso wie die passenden Maßnahmen zur Umstellung der Wärmeversorgung identifiziert werden müssen. Bereits 1979 etablierte Dänemark die Praxis der kommunalen Wärmeplanung, um in der damaligen Ölpreiskrise den Ausstieg aus diesem fossilen Energieträger zu bewerkstelligen. Inzwischen sei Dänemark durch die notwendige Dekarbonisierung bei „Wärmeplanung 2.0“ angekommen, so Renoth: Also kommunale Wärmeplanung zur Umsetzung des dänischen Ziels für den Gasausstieg bis 2035. Ohne die rechtlichen Rahmenbedingungen, wie im dänischen Wärmeplanungsgesetz zugrunde gelegt, ohne das passende Ziel auf politischer Ebene, also den Ausstieg aus Gas und Öl mit einem deutlichen Pfad, und ohne das Engagement und die Beteiligung der Bevölkerung, ist die Wärmewende nicht zu schaffen, lassen die Erfahrungen aus Dänemark erkennen.

In Deutschland hingegen etablierte sich kommunale Wärmeplanung in den letzten Jahren insbesondere durch die Initiative einzelner Bundesländer wie Baden-Württemberg. Doch darüber hinaus sollen Kommunen nun bundesweit nicht nur verpflichtet, sondern insbesondere auch befähigt werden, sich auf dem Weg zu einer klimafreundlichen und leistbaren Wärmeversorgung kommunaler Wärmepläne zu bedienen. Martin Laun und Paulina Mayer von der Deutschen Energie-Agentur wiesen insbesondere daraufhin, dass Wärmeplanung nicht als „Verpflichtung von oben“ begriffen werden dürfe, sondern als Planungsinstrument in den Händen der Kommune, die mit ihrem lokalspezifischen Knowhow die eigene Wärmeversorgung am besten gestalten kann. Ein zentrales Kompetenzzentrum kommunale Wärmewende bietet in Deutschland bereits konkrete Beratung und Wissenstransfer für Kommunen zur praktischen Umsetzung an.

In Österreich sticht vor allem das Forschungsprojekt zur Energieraumplanung “SEP I+II” hervor, das durch eine Kooperation der Bundesländer Salzburg, Steiermark und Wien getragen wird und eine umfassende Datenbank unter anderem zu Gebäudebestand und -beschaffenheit, Heizungssystemen, Sanierungsgrad oder Energieverbrauch in einem digitalen Energieatlas für die öffentliche Hand zur Verfügung stellt. Alexander Rehbogen vom Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen, Ingrid Schardinger vom Research Studio iSpace sowie Franz Mauthner von der AEE INTEC, verwiesen auf die zentrale Bedeutung dieser Datengrundlage als notwendige Voraussetzung für maßgeschneiderte Lösungen, wenn es um die zukünftige erneuerbare Wärmeversorgung jeder Kommune gehe. Anliegen der Projekt- und Forschungspartner*innen ist es außerdem, diesen Ansatz der Datenerhebung und -systematisierung in ganz Österreich auszurollen, um in allen Bundesländern die für Kommunen erforderlichen Daten zur Wärmeplanung verfügbar zu machen.

Im folgenden Praxistalk mit Vertretern der Energieplanung und -beratung aus Salzburg, Tirol und Wien kam besonders deutlich heraus, dass kommunale Wärmeplanung ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Wärmewende ist, doch dass es für eine tatsächliche Realisierung der Wärmepläne noch immer die Sicherheit eines gesetzlichen Rahmens mit klarem Ausstiegspfad aus Gas und Öl sowie ein Zentralisierungsgebot brauche, wie es im ursprünglichen Entwurf des Erneuerbare-Wärme-Gesetzes vorgesehen war. Ohne diese Sicherheit würde niemand das Investitionsrisiko beispielweise für den Ausbau von Wärmenetzen auf sich nehmen. Allein auf Förderungen zu setzen, könne jedenfalls nicht genug sein für eine umfassende Transformation der Wärmeversorgung aller österreichischen Haushalte.

In der abschließenden Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen von Bund, Städten, Gemeinden sowie Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer wurde betont, dass mit der Forderung nach kommunaler Wärmeplanung weitere Mechanismen und Maßnahmen gewährleistet sein müssen. Hingewiesen wurde auf die notwendigen finanziellen Mittel für Gemeinden und Städte, ebenso wie auf die unerlässliche fachliche Unterstützung bei der Planerstellung. Doch insbesondere sei die Wärmewende nicht zu machen, wenn die Bevölkerung nicht dahinterstehe. Hier müsse für die Menschen der Mehrwert einer transformierten Wärmeversorgung erkennbar sein. Gleichzeitig müsste eine Wäremversorgung, die beispielsweise verstärkt auf Fernwärme setze, die dahinter liegenden Strukturen und Preisentwicklungen für die Verbraucher*innen transparent und kontrollierbar machen.

Insgesamt schloß sich hier der Kreis, den Patrizia Renoth aus Dänemark zu Beginn des Fachdialogs aufmachte. Sie betonte die hohe Bedeutung, die Einbindung der Bevölkerung vor Ort und der mit der lokalen Wärmeversorgung befassten Stakeholder von Anfang an mitzudenken, um das Ziel einer dekarbonisierten und effizienten Wärmeversorgung wirklich erreichen zu können. 

Hier können Sie das Programm downloaden.

 

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VorträGe und Präsentationen

 
 

Praxis kommunaler Wärmepläne:
DÄNEMARK | Weg von fossilen Brennstoffen – Kommunale Wärmeplanung als zentraler Baustein der Energiewende in Dänemark

Patrizia Renoth | Energieplanerin der dänischen Kommune Holbæk
Präsentation downloaden

DEUTSCHLAND | Kommunale Wärmeplanung in Deutschland
– Rahmenbedingungen und Praxis

Martin Laun, Paulina Mayer | Deutsche Energie-Agentur
Präsentation downloaden

ÖSTERREICH | Zur Institutionalisierung räumlicher Energieplanung für die Wärmewende - Technische Grundlagen und erforderliche Rahmenbedingungen
Franz Mauthner | AAE INTEC
Alexander Rehbogen | SIR
Ingrid Schardinger, RSA iSPACE
Präsentation downloaden

 
 

Praxistalk (v.l.n.r): Felix Thalheim (Energieagentur Tirol), Herbert Hemis (Stadt Wien), Stefan Zenz (Land Salzburg)

 
 

Praxistalk: Bundesländer | Salzburg, Steiermark, Tirol, Wien
Stefan Zenz | Referat Energiewirtschaft und -beratung, Land Salzburg
Felix Thalheim | Team Ressourcen & Technologien, Energieagentur Tirol
Herbert Hemis | MA 20 Energieplanung, Stadt Wien

 
 
 

Podiumsdiskussion

 
 

Podium “Welche Vorteile bringt die kommunale Wärmeplanung?” (v.l.n.r.): Lukas Tockner (AK Wien), Mathias Pichler (Gemeindebund), Agnes Fechner-Brancher (BMK), Georg Renner (Moderator), Wolfgang Götzhaber (Städtebund), Jürgen Streitner (WKO)

 
 
 

“Welche Vorteile bringt die kommunale Wärmeplanung?”

Agnes Fechner-Brancher
| BMK, Abteilung Energieeffizienz und Wärme

Wolfgang Götzhaber| Städtebund, Referatsleiter für Energie und Klima Stadt Graz

Mathias Pichler | Gemeindebund, Referent für Recht und Internationales

Lukas Tockner | AK Wien, Referent für Kommunalpolitik und Wohnen

Jürgen Streitner | WKO, Abteilungsleiter für Umwelt- und Energiepolitik

 
 

Teil 1 | Vorträge 1-2
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Fotos: Astrid Knie | astridknie.at
Uneingeschränkte Nutzung für mediale Nachberichterstattung des Fachdialogs
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