Die erste Ausgabe der EnergieFakten Austria erschien am 22. Januar 2019 zum Thema „Strompreise im Vergleich“, heute feiern wir die 100. Ausgabe unseres Newsletters mit Daten und Fakten zur Energietransformation, unserer Energieversorgung, den Auswirkungen der Klimakrise sowie den Wechselwirkungen unserer Lebensweise mit unserem Wohlstand, unserer Gesundheit, unserer physischen Existenz. Unsere Energieversorgung ist ein wesentlicher Bestandteil unseres modernen Lebens, sie gewährleistet maßgeblich das materielle Funktionieren unserer Gesellschaft. Die Art und Weise, wie sich die Welt mit Energie versorgt, stößt aber immer deutlicher an die Grenzen der Tragfähigkeit des Planeten, an die Grenzen für Treibhausgasemissionen, an die Grenzen der wirtschaftlichen Leistbarkeit und politischen Möglichkeiten: Die Folgen sind Wetterextreme von Dürreperioden bis zu katastrophalen Überschwemmungen, zu hohe Preise für Energie, politische Erpressbarkeit. Es gibt sehr viele gute Gründe, die Energieversorgung zu transformieren und auf erneuerbare Energie umzustellen. Was wurde also in den letzten fünf Jahren – auch durch den Einsatz des Dachverbands Erneuerbare Energie Österreich – erreicht?
Österreich vor fünf Jahren und heute
Im Jahr 2020 lag der Energieverbrauch Österreichs bei 1346 PJ/ 374 TWh. Erstmals stieg der Anteil erneuerbarer Energie auf 36,5%, allerdings auch durch den Covid-bedingten Rückgang des Energieverbrauchs. Die Abhängigkeit der Bundesländer von Erdgas und Erdöl rangierte zwischen 90 % und 39 %.
Der gesamte erneuerbare Strom (ohne Pumpspeicherung) deckte 2020 laut Statistik Austria ca. 75% des Stromverbrauchs ab. 2020 galt noch das Ökostromgesetz, das den Ausbau erneuerbarer Energie bei der Stromerzeugung förderte. Dieses wurde, auch auf Drängen des EEÖ und einer eindrücklichen Protestaktion vor dem Parlament hin, vom Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz 2022 abgelöst und durch ein marktnäheres Fördermodell ersetzt. Damit wurde das Ziel von bilanziell 100% Strom aus erneuerbarer Energie bis 2030 gesetzlich verankert und mit eindeutigen Ausbaumengen für Photovoltaik, Windkraft, Wasserkraft und Biomasse versehen. Seither ist deutlich geworden, dass diese Ausbaumengen für erneuerbaren Strom im EAG dringend angepasst werden müssen, um der zunehmenden Elektrifizierung im Verkehr, in der Industrie und in den Haushalten gerecht zu werden: Laut ÖNIP soll bis 2030 erneuerbarer Strom zu jeweils 21 TWh aus Photovoltaik und aus Windkraft zur Verfügung stehen, zu 47 TWh aus Wasserkraft sowie zu etwa 6 TWh aus Biomasse.
Die aktuelle Energiebilanz der Statistik Austria (Bilanzjahr ist 2024) beziffert den Gesamtverbrauch („Bruttoinlandsverbrauch“) mit 364 TWh; dieser ist seit 2020 weiter zurückgegangen. Auch die Reduktion beim Gasverbrauch setzte sich 2024 fort. Erneuerbare wuchsen weiter und der Erneuerbaren-Anteil am Bruttoinlandsverbrauch lag bei 38%. Eine Steigerung der Stromproduktion aus erneuerbarer Energie sorgte laut APG dafür, dass Österreich erstmals seit 2009 wieder netto Strom exportieren konnte. Der für das Bilanzjahr 2024 erhobene Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch liegt bei 88%.
Doch Strom macht 2024 nur 22% des Endverbrauchs aus. Das spiegelt die unvermindert hohe Bedeutung des fossilen Ausstiegs im Wärme- (und Kälte-)bereich wider, für den der EEÖ sich seit seiner Gründung einsetzt. Deshalb fiel auch die Kritik des Dachverbands am sogenannten „EWG light“ besonders stark aus, das 2024 in Kraft trat und wichtige Maßnahmen für den Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle im Gebäudesektor kurzerhand außen vorließ. Statt eines gesetzlich klar verankerten Pfads für den Ausstieg aus der fossilen Wärmeversorgung bis 2040 wurde der Heizungstausch mit einer großzügigen Förderung beworben. Während mehr als 30 Prozent des österreichischen Energieverbrauchs jährlich in der Raumwärme anfallen, wurde lediglich der Einbau fossiler Heizungen in Neubauten verboten. In Österreichs Haushalten werden weiterhin ca. 443.000 Ölheizungen (mit abnehmender Tendenz) und 844.000 Gasheizungen betrieben. Um diese Anlagen durch klimafreundliche Systeme zu ersetzen, ist ein neues treffsicheres Förderprogramm in Verbindung mit einem effektiven Erneuerbare-Wärme-Gesetz notwendig, das wichtig Maßnahmen gesetzlich festlegt.
Was muss bis 2030 getan werden?
Bis 2030 sind die Ziele klar: 57% soll der Anteil erneuerbarer Energie am Endenergieverbrauch Österreichs betragen. Zu 100% bilanziell soll der Stromverbrauch aus erneuerbarer Energie gespeist werden. Auf ca. 70% soll der Anteil erneuerbarer Energie im Gebäudesektor ansteigen. Dafür müssen das Elektrizitätswirtschaftsgesetz und das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz beschlossen werden. Das Erneuerbare-Wärme-Gesetz braucht die Erweiterung um einen klaren Ausstiegspfad für fossile Bestandsheizungen. Im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz müssen die anvisierten Ausbaumengen erhöht werden. Um die nötigen Mengen an Grüngas und erneuerbarem Wasserstoff bis 2030 zur Verfügung zu stellen, brauchen wir das Erneuerbare-Gase-Gesetz.
Wichtige gesetzliche Maßnahmen müssen bis 2030 durch den Bund und die Bundesländer getroffen werden, damit die Rahmenbedingungen für Investitionen in die Energietransformation stimmen. Der EEÖ wird sich weiterhin dafür einsetzen, die Energiewende mit Nachdruck zeitgerecht umzusetzen!
Quellen:
Umweltbundesamt: Erneuerbare Energie
APG 2025: APG-Strombilanz 2024: Österreich erstmals wieder Exportland